:draussen:
Lieber Himmel, was für eine Kälte! Heut früh begrüsste mich und mein Kindergartenkind der kälteste Morgen dieses Winters, und ich muss sagen, meine Wangen hegten keinen Zweifel daran; dieser Wind! Sibirisch! Wie Eishände!
Interessanterweise scheint auch heute eine äusserst freundliche Wintersonne auf uns herab, was wohl ein kleiner Wintertrick sein soll, um uns Mummelmäuse aus dem Haus zu locken; man wähnt sich nach einem Blick aus dem Fenster bereits halb im Frühling und schnürt ahnungslos umgehend seine Schuhe- nur um dann vor der Haustür von Väterchen Frost eiskalt erwischt zu werden. Gottlob sind Mützen, Schal und Handschuhe nur einen Griff weit entfernt, sonst könnte das Ganze mit Frostbeulen enden.
Gestern nachmittag allerdings konnten selbst die aktuellen Minustemperaturen (ganze Minus 9 Grad heute vormittag um halb zehn!) uns nicht länger drinnen halten. Der Wind war grausam, der gefrorene Wald mit zu Eis erstarrten Rinnsalen und einem zugefrorenen Teich (das ist EIS da oben auf dem Bild, kein stehendes Wasser!) dafür wunderbar romantisch und sonnengefleckt. Die Kinder beklagten sich zuerst über raue Hälse und laufende Nasen, doch mit der Zeit nahm der Zauber dieser Landschaft selbst sie gefangen und aus den lautesten Protestschreiern wurden die begeistertsten Eis-Sammler und Eiszapfen-Lutscher. Ein paar der gesammelten Eis-Skulputeren lagern nun in unserem Garten und harren der Dinge, die da kommen mögen. Mein grosses Mädchen plant ein Eisschnitzerei-Kunstewerk und Kind2 hat seinen „Eis-Zahn“ vorsorglich im Tiefkühler gelagert. Ich für meinen Teil muss zugeben, dass ich den Wald zwar wirklich wunderschön fand und es genoss, endlich wieder einmal an der frischen (frischen!) Luft zu sein, doch der allerschönste Teil dieses Spazierganges war ganz klar das Heimkommen: zu heisser Schokolade mit Schlagrahm (nach diesem Rezept, mein allerliebstes überhaupt, mir reichen allerdings 50gr. geschmolzene Schokolade darin, sonst wird es mir zu säuerlich).
:drinnen:
Drinnen laufen die Heizungen auf Hochtouren. Im Schlafzimmer stelle ich sie nach wie vor ganz aus, denn die beiden kleinen Mädchen und der Mann neben mir im Bett wärmen besser als jede Wärmflasche, aber überall sonst muss es jetzt einfach warm sein. Besonders auch, weil hier im Dorf die Grippe umgeht, teils arg mit hohem Fieber, teils nur in reduzierter Lämmchenform, wo die Nase läuft und der Hals kratzt und die Kranken sich müde und schlapp fühlen, zu nichts zu gebrauchen, für Schule schon gar nicht.
Jedes meiner Schul-und Kindergartenkinder kam darum bereits in den „Genuss“ einer kurzen Schul-Auszeit, wo es sich -obwohl ihr Zustand nicht wirklich dramatisch war- zuhause in aller Ruhe und Geborgenheit ausruhen und vom Alltag erholen durfte. Soviel Zeit und Musse muss einfach sein. Um den Körper zu schonen und vor Schlimmerem zu bewahren. Es muss ja nicht aus jeder Mücke ein Elefant werden- darum sollte man manchmal auch Mücken etwas Zuwendung schenken…
Ich gebe mir noch immer grosse Mühe, nur wenig Kaffee zu trinken und Zucker weitgehend zu umgehen. Beides tut mir wirklich nicht besonders gut (schmeckt aber natürlich einfach herrlich und hat so lange schon zu meinem Leben gehört) Die Kombination aus beidem kann absolut verheerend wirken. In kleinen Dosen aber ist es okay. Und ein Geschenk. Ich geniesse jede Tasse Kaffee und jedes Stückchen Schokolade und bleibe im Zwiegespräch mit meinem Körper, der mir genau sagt, was er von den Dingen hält, die ich ihm so einverleibe. Gerade mag ich Tee mit grünem Hafer (auch so ein Tipp von Mamaniflora) und Rosenknospen, etwas Kamille und ein wenig Minze. Und dann ist da der grüne Tee mit Jasmin, dem ich regelrecht verfallen bin und wo ich jeden Teebeutel zweimal aufgiesse (ich liebe diesen hier! Er schmeckt nur sehr leicht nach Jasmin, ist mild, natürlich und scheint meinem Magen gut zu bekommen). Mittlerweile trinke ich ihn sogar ungesüsst, kein Zucker, niemals Honig, so wie ich alle Tees momentan trinke. Wie gesagt, der Körper hat eine klare Sprache, und irgendwann folgt ihm auch der Verstand…
Gerade sagt er mir auch, dass Wolle absolut unentbehrlich ist (was für eine Überraschung…). Ich trage Wolle von Kopf bis Fuss, dick in meinen kaffeebraunen Homestead-Schal und meine gute, alte Shalom eingemummelt und mit Wollsocken bestückt. Es fühlt sich perfekt an. Sehr winterlich und rund. Damit überstehen wir selbst den sibirischen Winter, der es sich hier bei uns gemütlich macht.
Allerdings liegt kaum echte Wolle auf meinen Nadeln. Dafür eine etwas knorzige Mischung aus Seide und Baumwolle (Lang Yarns Seta Tweed), die mir zuerst ziemlich holprig von den Fingern glitt, weil die kleinen Tweednoppen wie Stolpersteinchen wirken und der Faden rau und uneben ist. Jetzt, nach zwei von vier verstrickten Farbknäueln habe ich mich vollkommen daran gewöhnt und freue mich sehr an diesem kleinen Projekt: Es soll ein einfacher Dreiecksschal werden mit vier Blockstreifen in Beige, zweierlei Braun und Schwarz, ein Geburtstagsgeschenk für eine liebe Freundin, die leider dank Neurodermitis allergisch auf Wolle reagiert. Ein Schal im Stil von „Nordic Wind“, aber ohne Anleitung.
Es ist so eine wunderbare Arbeit! Simpel, beruhigend und mit den schönsten Farben, die dieser Winter mir zu bieten hat. Jedes Mal, wenn ich sie zu Hand nehme, geht mein Herz in Flammen auf…