Ich muss ein sehr quirliges Kind gewesen sein, in ganz jungen Jahren zumindest. Jedes Mal, wenn mein Mädchen über die Stränge schlägt und herumtollt wie ein Wurf junger Welpen, grinst meine Mama wohlwollend und meint nur: „Sie ist genau so wie du.“
Und ich weiss dann nie, ob ich mich nun geschmeichelt fühlen soll oder nicht *hüstel*
Später aber wurde ich ruhig. Ein blasses, ernsthaftes Mädchen, das mich mit hellen Augen aus den alten Schulfotos ansieht, die Haare lang und glatt gebürstet, die Kleider unauffällig und wie zufällig gewählt.
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich Modehefte oder Makeup-Tipps gelesen hätte, und Parties, Jungs und Co. waren lange Zeit Welten, die mir fremd und weit, weit entfernt vorkamen, Jahre lang, auch als Teenager noch, bis etwa 16, vielleicht, und da war ich dann auch schon voll drin im Thema, denn mit 16 lernte ich Herrn Kirschkernzeit kennen und wir feierten doch noch einige Parties, denn wir waren jung und verliebt und das Leben schön wie nie zuvor (hach ja, süsse Erinnerungen)… Mode, Schönheit, Liebe, Spass und all die anderen Dinge, die viele Mädchen um mich herum beschäftigten waren bis dahin aber kein kein grosses Thema für mich. Ich las nur wenige Liebesromane und mochte lieber Hosen als hübsche Kleider, Blau und Grau anstatt Pink oder Lila, und wenn ich die Haare lang trug, dann einzig deshalb, weil sie mich nicht interessierten und deshalb einfach nur still und langsam vor sich hinwuchsen.
Mich faszinierte anderes. Das Schreiben zum Beispiel. Oder die Menschen, die Dinge, die sie taten und das ganze Dahinter, das warum und woher.

Und ich mochte die Natur. Mitsamt ihren grossen und kleinen Geschöpfen. Lange Zeit wollte ich Bäurin werden, später dann Hebamme oder Psychologin. (Geworden bin ich schlussendlich Mutter mit Landleben-Sehnsucht, das ist wohl eine Mischung aus allem, oder?)
Mit etwa 10 Jahren oder so, kam mir ein Artikel über die Ungeheuerlichkeiten der Regenwald-Rodung in die Hände, und ich war derart bestürzt, dass ich augenblicklich dem WWF beitrat und zur Regenwald-Aktivistin wurde, allerdings in meinem Rahmen und der ist nicht unbedingt gross, wenn man ein Kind ist und ohne Netzwerk oder Unterstützung. Aber immerhin; via Leserbrief sammelte ich eine kleinere Gruppe Regenwaldschützerischer Mädchen zusammen, die für mich malten, bastelten, strickten und nähten und all diese Schätze verkaufte ich dann an einem Marktstand im lokalen Herbstmarkt meines Heimatdorfes. Das Geld kam zum WWF. Für den Regenwald.
Ich fühlte mich bestärkt und als grosse Missionarin und alles, was mit Umweltschutz, Nachhaltigkeit und einem sanfteren, umsichtigeren Lebensstil zu tun hatte, interessierte mich nur noch brennender. Ich war grün bis ins Mark. Und dankbar, wenn ich Wege fand, die scheinbar alltägliche Verschwendung an Strom, Holz, Erdöl, Kleidung und all den anderen Dingen, die uns umgeben und die wir brauchen und missbrauchen, ein kleines bisschen … einzuschränken.

Heute bin ich entspannter, glaube ich. Ich liebe unsere Erde und möchte sie schonen und schützen und mit Achtung und Sorgfalt behandeln, aber ich merke, dass mein Missionsgeist sich ein wenig verflüchtigt hat. Ich mag keine Parolen schwingen. Ich mag nicht mit dem Zeigefinger auf andere zeigen oder Moralpredigten halten. Ich mag mir keine Vorwürfe machen, wenn ich es wage, auch einmal mit nicht ganz so öko-mässigem Material zu werkeln und fühle mich auch nicht gross schuldig dabei, wenn ich mir eingestehe, dass ich zu einem grossen Teil wohl einfach… normal lebe, in meiner ganz persönlichen sich permanent wandelnden Mischung aus Tugenden und Umwelt-Sünden, nicht wie eine eine Öko-Päpstin, nicht wie auf der Rainbow-Warrior, sondern so einfach und umwelt-schonend wie möglich eben, ohne dass aller Spass dabei verloren geht. Bodenständig, massvoll, verantwortungsbewusst und hoffentlich dankbar für und sorgsam mit den Dinge, die wir haben.
Vor allem mag ich zuhören, wenn andere sich für ein grüneres Leben begeistern und ich bin dankbar für diese grosse, kräftige Welle an Inspiration und Veränderungswille, die über uns schwappt und gerade uns Bloggerinnen mit einer Fülle an Möglichkeiten und Ideen reich beschenkt. So viele wunderbare Bücher die genau daraus entstehen, aus dieser Welle von Entschlossenheit und neu entdeckter Freude am kreativen Leben mit und in der Natur, Bücher, die wie Pilze fast über Nacht aus dem Boden schiessen, vom Landleben erzählen, vom Schatz der Familie, von der Kraft der Kreativität und davon, dass wir eigentlich so viel mehr selber erschaffen können, viel mehr als wir vielleicht bisher dachten. Für mich ist das ein Wunder. Ein kleines. Und eine grosse Quelle auch der Freude und der Kraft, das Selbermachen und Sich-in-Genügsamkeit-Üben, ohne gleich asketisch zu werden. Ein bisschen länger zu zögern, wenn ich mir etwas kaufen möchte, ein paar Handgriffe mehr zu investieren, weil ich etwas genauso gut selber herstellen könnte; das verleiht manchen Dingen, ganz besonders den ganz alltäglichen, einen völlig neuen Wert…

Und weil’s mir so viel Freude macht, hier das Rezept für das Waschmittel, das ich seit einer kleinen Weile wieder selber zusammenbraue und benutze, mit sehr viel mehr Begeisterung und frohem Bauchgefühl als all die kaufbaren Waschsubstanzen, die ich bisher in meine Maschine laufen liess. Ich habe auch schon hausgemachtes Waschpulver ausprobiert, doch diese flüssige Variante finde ich besser, ergiebiger und irgendwie richtig schön:
Flüssiges Waschmittel, hausgemacht
Menge:
Etwas mehr als einen 2 Liter Flüssigwaschmittel, ganz ohne das umstrittene Borax.
Material:
1. 30 gr. Kernseife. Bei der Seife finde ich persönlich es wichtig, dass sie kein EDTA (eine Art Schaummacher und Emulgator) enthält, da das nicht eben eine Wohltat ist für Mensch und Umwelt.
2. 4 El Wasch-Soda (auch „reine Soda“ genannt oder „Natriumcarbonat“)
3. 3 Mal 700 ml Wasser, jeweils siedend bis kochend heiss
So gehts:
Die Seife an der Küchenraffel fein geraspelt (das muss jetzt nicht extrem fein sein, denn das heisse Wasser löst sie ohnehin auf).
Die Seifenraspel mit den 4 El Wasch-Soda und 700 ml kochendem Wasser in einer Schüssel mit dem Schwingbesen gut mischen und abkühlen lassen.
Die Masse ist zu Anfang noch vollkommen flüssig, doch mit dem Abkühlen wird sie langsam dicker in der Konsistenz.
Nach vielleicht 20-30 Minuten gebe ich nochmals 700ml kochendes Wasser dazu und verrühre alles gut. Nochmals eine Weile stehen und abkühlen lassen (die Masse wird nochmals ein wenig dicker dabei) Nach weiteren ca. 20 bis 30 Minuten kommen dann nochmals 700ml heisses Wasser dazu und das Ganze kann in Flaschen (am besten mit weitem Hals!) abgefüllt werden.
Das Waschmittel wird allenfalls ein bisschen pudding-ähnlich, wenn es ganz erkaltet ist. Ein kräftiges Schütteln der Flasche schafft hier Abhilfe.
Ich benutze für meine Wäsche je nach Verschmutzungsgrad ca. 0.5 bis 1 dl Waschmittel pro Ladung Wäsche und finde das Waschresultat ziemlich überzeugend, auch verglichen mit den gekauftem Mitteln, die ich so kenne. Die Wäsche wird auch sehr schön weich und kein bisschen seifig oder so.
Wer mag, kann natürlich noch ätherische Öle zum Waschmittel geben (ca. 30 bis 40 Tropfen, am besten noch VOR dem Einfüllen in die Flaschen), doch meine Erfahrung ist bisher, dass davon zwar vielleicht das Waschmittel an sich wunderbar duftet, die Wäsche aber spätestens nach dem Trocknen wieder ganz neutral riecht, weshalb ich persönlich aufs „Parfumieren“ verzichte.

Waschen mit hausgemachtem Waschmittel gehört ganz bestimmt zu den ganz besonderen Hausfrauenfreuden für mich.
Doch wisst ihr, was noch schöner ist?
Wenn zwischen dreckigen Socken und Waschlappen auch noch das eine oder andere selbstgemachte Lieblingsstück hervorblitzt…