Die Sache mit der Ungeduld verfolgt mich schon seit jeher. Ich mag es gar nicht, wenn ich warten muss. Schon gar nicht auf Dinge, die ich bittedanke gerne haben möchte.
So wie Ferien. Feierabend. Zeit für mich. Näh- und Strick- und Hörspielpäuschen. Bevorzugt ausgedehnt.
In letzter Zeit denke ich sehr oft an diese Sachen. An Pausen aller Art, an Momente, wo ich mein Ego hätscheln und verzärteln kann soviel ich möchte, mit genau den Häppchen an Wohlfühlkost, die mir schmecken.
Ich weiss nicht, wie andere Mütter das machen… aber irgendwie will es mir einfach nie so recht gelingen, mir im Alltagsfamilienleben Raum zu schaffen für diese Art von Leben. Fürs Kreativ- und Ichbestimmtsein. Auch als Mama. Mittendrin. Fürs Stricken am Kamin, während spielende Kinder zufrieden zwischen meinen Beinen rumwuseln. Fürs Nähen am hellichtheiteren Nachmittag. Für richtiges, intensives und unbarmherziges Entrümpeln (mit Kindern ganz, ganz schwierig. Vor allem wenn’s um Bücher, Spiele oder Spielzeug geht…) Fürs Jäten und Pflanzen und Ernten und den Wind auf der Nase spüren in einem richtigen Garten. Mit Gemüse. Mit Blumen. Fürs Handwerken und Selbermachen. Für all das. Eben.
Dabei stelle ich mir das ganz wunderbar vor.
Es wird mir wohl auf ewig ein Rätsel bleiben, wie andere es schaffen, ihre ureigensten Bedürfnisse und Leidenschaften auch wirklich zu leben- und dabei eine Horde Kinder grosszuziehen. Muttersein und ein Hof. Muttersein und ein grosser Garten. Muttersein und ein hübsches, sauberes Zuhause. Muttersein und die Hände frei für Dinge, in die ich mich gerne versenke, beim Werkeln und Wirken und das manchmal sogar (wie aufregend!) ausser Haus und ganz alleine.
Muttersein und ein selbstbestimmtes Leben. Das klingt wunderbar, verlockend, schön.
Auch ich gebe mir auch Mühe, ja, ganz ehrlich. Ich stelle mir Listen auf und versuche, meine Leidenschaften für wichtig zu erklären, sie zu verteidigen und zu beleben, doch egal wie sehr ich mich auch anstrenge und wie oft ich mir mein Mantra auch vorbete, –„Bleib locker, Bora, bleib locker, lass los“- es vergehen stets nur ein paar seelige Minütchen des Nadelgeklappers/Stoffebefingerns/Gartenbetrachtens… und schon steht eines meiner Kinder da, zumeist eher in grösseren Gruppen, und will irgendwas von mir. Wegscheuchen hat keine Zweck, das weiss ich längst. Wenn eines geht, dann kommt das nächste oder sie horden sich anderswo wieder zusammen und lärmen und wüten bis ich eingreifen muss. (Ok. ich übertreibe ein wenig). Ausserdem steht das Abendessen an, die Wäsche gammelt klamm und feucht in der Zaine vor der Maschine vor sich hin und ich bleibe bei jedem Schritt fast kleben, so bröselig ist der Küchenboden…
Nein, für diese Art von Leben -kreativ, frei und selbstbestimmt- ist die Zeit wohl einfach noch nicht reif. Oder ich noch nicht, wer weiss. Es ist wie es ist und meine Tage gehören diesen kleinen bis grösseren Rackern und dem Zuhause, das ich zu schaffen versuche, da kann ich einfach nicht aus meiner Haut.
Und es ist okay so.
Meistens.
Meistens liebe ich mein Leben.
Meine Familie, dieses Bienennest, liebe ich immer. Heiss und innig.
Und manchmal entdecke ich ganz verblüfft und entzückt, dass es vielleicht ja doch möglich ist -ein klitzekleines bisschen wenigstens- dieses kreative Selbst leben zu lassen, auch inmitten einer grossen, wilden, aufgeweckten Familie.
Wenn urplötzlich aus alten T-Shirts ein Häkelteppich entsteht. Wenn mein braunes Babystrickjäckchen nur noch auf Knöpfe wartet. Wenn eine weitere Tasche sich mit Büchern und anderem füllt, ausgemustert, bereit für den Trödler. Wenn ich ein kleines, rot bemaltes Fitzelchen Papier finde, das meine Kleine mir stolz als ihr selbstgemachtes „Mäuschen“ vorstellt. Wenn mir klar wird, wie viel kreatives Leben vielleicht genau aus dem Chaos und der Wuseligkeit und meinem ganzen, ziellosen Gewurstel in diesem Hauses entstehen kann… Häppchenweise. In Minischrittchen. Unberechenbar und unterbrochen. Und mit viel Geduld.
Denn eins ist klar; mir werden die Möglichkeiten ganz bestimmt nicht ausgehen, es noch eine Weile weiter zu üben, das mit der Geduld…