In unserem Haus herrscht immer enorm viel Betrieb bei Tisch. Nicht nur was die Laustärke angeht. Ständig muss irgendwas irgendwoher noch rasch an den Tisch geholt werden, von vergessenen Löffeln über Butter und Salz bis hin zu… ja zur Serviette, klar. Denn Kleckser, umgekippte Gläser und klebrige Fingerchen gehören einfach mit dazu in unsrer Runde, so wie wohl überall, wo gemeinsam gegessen, getrunken und Familienleben üppig-chaotisch und lebhaft zelebriert wird.
Für Alltags habe ich einen unordentlichen Stapel zerzauster ertrödelter Stoffservietten mit verblichenem Blümchemuster und in mittlerweile fleckig gewordenem All-White irgendwo in einer Holzbox bereit. Seit ein paar Wochen stecken sogar noch grosse Fetzen ausgedienter weisser Fixleintücher mit drin (die, ich schwör’s, besten Servietten und Handtücher überhaupt!).
Dieser Mix ist praktisch und kaum mit sentimentalen Gefühlen behaftet, so dass ich ohne zu zögern jeden Saftfleck wegwische und meine Servietten guten Gewissens weder bügle noch sonstwie liebevoll pflege, sondern bloss eins damit tue; putzen, wischen, mit vollem Einsatz zernutzen und verfleddern.
Aber.
Aber da gibt es diesen anderen kleinen, seit langem langsam aber stetig wachsenden Stapel an Stoffservietten. Und die, die sind nicht zerfranst und verschmuddelt, sondern nett und gepflegt und allesamt gebügelt, bevor sie auf den Tisch kommen.

Sie entstehen zum Beispiel aus 25cm-Stoffstück-Bestellungen von den Stoffen, in die ich mich spontan vergucke, die aber vielleicht doch zu teuer sind für Grossbestellungen oder die mir, alles in allem, in real doch nicht mehr sooooo gut gefallen wie anfangs auf dem Bildschirm. Manche der Print-Stoffe sind auch einfach Geschenke, oder Stücke aus liebgewonnen Kleidern, die keiner mehr gebrauchen kann oder will, nett vielleicht, ja, aber doch keine Keepers, denn allzu hübsch sollten Servietten nicht sein, nicht hier in dieser lebhaften Familie mit einem derartigen Servietten-Verschleiss. Wobei, so arg ist das ja nicht für diesen zweiten, ganz besonderen Stapel hier. Der gehört nämlich sozusagen zur Servietten-Upper-Class und wird einzig an Feiertagen aufgedeckt. An Geburtstagen, Weihnachten, dann wenn alles besonders schön aussehen soll.
Ich mag das. Eine kleine Geste nur, aber sie verleiht unserem quirligen Familientisch, vor allem in Kobination mit weissen Tischdecken, urplötzlich das Gesicht einer … Tafel.
Genäht wird so eine Serviette ganz schlicht und einfach aus ca. 23cm langen wie breiten Stoffstücken (das muss keineswegs genau sein- und ist es auch nicht), die ich raschrasch mit der Nähmaschine zusammennähe, die Ecken kappe, alles verstürze… und es dann -und das ist der Clou am ganzen- möglichst sorgfältig und liebevoll (yep, ein bisschen Liebe muss mit rein) von Hand umnähe. Mit dickem, knallbunten Stickgarn. Für das besondere Etwas kommt noch ein Fitzelchen hübsche Borte mit rein, als Feiertags-Label sozusagen.

Mein Vorrat ist nicht unbedingt üppig bisher. Meistens greife ich feierabends eher zum Strickzeug in letzter Zeit, und wenn ich schon nähe, dann etwas, das wirklich dringend ist und spannend und ein heftiger Anfall von Nähsehnsucht.
Aber es ist schön, dass dieses kleine, einfache Projekt da ist, bereit für den Fall der Fälle. Zum Weitermachen, Weiternähen, Aufstocken und Freude dran haben. Bereit um Feste zu feiern wie sie fallen.
Eigentlich sollte ich das ja viel öfters tun. Feiern. Den Tisch zur Tafel werden lassen und einem ganz gewöhnlichen Alltagstag ein Krönchen aufsetzen.
Gründe dafür… gäbe es eigentlich ja genug, oder?