Wo ich war?
Die letzten 7 Tage, meint ihr? Zwischen Weihnachten und heute, während jenen ganz besonderen, irgendwie verschwommenen, fliessenden Tagen, noch ein bisschen im alten Jahr, fast schon im neuen, wo gefeiert und ausgeruht, ausgepackt und aufgeräumt wird, wo Menschen sich versammeln und jeder sich ein klein wenig zurückzieht, wo Altes abgeschlossen und Neues anvisioniert wird, in einer Phase, die irgendwie wohlig wirkt auf mich, wo alles seinen Platz hat, Tatendrang und Winterruhe, Keksebacken und DenKüchenschrankausmisten, Klötzchenbauen und draussen spielen im Schnee…
Während dieser ganzen Zeit war ich zuhause. Fast immer eigentlich. Bis auf unser ganz eigenes, kleines Winter-Weihnachts-Fest draussen im Wald, bei Lagerfeuer und einem Fackelschein-Spaziergang durch die Dunkelheit der Nacht, mit einer Riesenschüssel dickem Schokoladen-Pudding, heisser Milch und einem Korb selbstgemachter Wichtel-Geschenke, die daheim an der Wärme und am Licht auf uns warteten.
Und bis auf die beiden Familien-Feiern, die ich wirklich in vollen Zügen genoss, tatsächlich so entspannt und präsent wie ich es mir gewünscht hatte und vom Feiertags-Benehmen meiner Kinder genauso überrascht wie hingerissen. Es waren schöne Stunden voller gutem Essen und bewusst und dankbar empfundenen Familienbanden, die mir die meiste Zeit des Jahres eigentlich viel zu wenig bewusst sind, weggedrängt von allem, was ansteht, von all dem Alltäglichen, das mir immer grösser und drängender erscheint, weil es das ja auch ist, mit jedem Kind ein bisschen mehr.
Ich glaube, in diesen 7 Tagen habe ich so richtig in… Familie gebadet. In meiner grossen, bunten Herkunftsfamilie und dem ziemlich beeindruckenden Clan meines Mannes, wo die Kinderschar immer zahlreicher, mit jedem Weihnachts-Treffen so verblüffend viel älter, grösser und reifer wird.
Vor allem aber war es ein Bad in meiner eigenen, kleinen Familie. Ein warmes, wohliges Bad mit manchmal doch auch bewegtem Wellengang *grins*. Was kein Wunder ist und mich selber längst nicht mehr beunruhigt. Wo so viele Menschen Tag für Tag von morgens bis abends zusammen sitzen, zusammen arbeiten, basteln, essen und spielen, schlagen die Gemüter auch mal hoch- und kühlen sich wieder ab, bereit, von neuem abzufangen, weiter zu spielen, weiter zu arbeiten, weiter in den Tag hinein zu tauchen und diese ganz spezielle, allerletzte Phase eines eigentlich ganz guten Jahres zusammen zu erleben.
Wo ich war… fand ich es an sich recht gemütlich. Wenn ich von den vielen Stunden, die ich damit verbrachte, unsere ganzen Schneesachen im Estrich auszubuddeln, sie frisch auszusortieren, anzuprobieren und dann vor allem irgendwo sinnvoll, griffbereit und einigermassen ordentlich zu verstauen, mal absehen, war es sogar ausserordentlich gemütlich. Ich denke, hier bleibe ich noch ein Weilchen. Im Familienbad. Ausgedehnt und eingemummelt, während draussen der Schnee rieselt und das gestern im Garten gebaute, beeindruckend echt aussehende Iglu in der Sonne glitzert wie Swarowski-Steine.
Herr Kirschkernzeit geht einkaufen. Ich gönne mir eine Tasse Kakao und plane zwischen angebrauchten Gläsern und anderen Übrigbleibseln des verspäteten Mittagessens unser Neujahrs-Menu mitsamt den kleinen, süssen Knabbereien, die wir alle -nicht nur zu Silvester- so sehr lieben, während die zweite Ladung Wäsche in der Trommel ihre Runden dreht. Kind1 wird lesen, schätze ich (Karl Mey), Kind2 drückt sich vor dem Zimmeraufräumen, indem er sich auf dem Sofa hinter einem Donald-Duck-Heft versteckt, die Mädchen zeichnen im Wohnzimmer ihre Einhornbilder (Wobei vor allem mein Mädchen zeichnet. Meine Kleine malt lieber die zu Ausmalbildern kopierten Gemälde ihrer Schwester bunt aus.) Draussen strahlt der Himmel blau wie der Ozean.
So sieht der Ort aus, an dem ich gerade stehe, vollkommen eingebunden, eingehüllt von Kopf bis Fuss in Familie. Ein guter Ort, finde ich. Ich wüsste keinen besseren für mich.