“Einblicke”; Posts wie eine Bonbon-Dose, gefüllt mit ein bisschen Lebens-Alltag in kleinen, feinen Etappen-Happen. Bruchstücke eines Tages wie jeder es sein könnte…
Morgen
Ich erwache absolut verquollen und verschlafen, aber irgendwann im Verlaufe der ganz normalen Vor-der-Schule-Alltags-Routine mit Ovi-machen, Schularbeiten zusammensammeln, Kinderkleider-aus-dem-Schrank-zupfen, plaudern, die Agenda überfliegen und immer wieder auf-die-Uhr-schauen, nehme ich mir vor, es heute einmal organisierter anzugehen, das alles. Mit einem Plan. Einer To-do-Liste. Auch wenn ich schon um zehn Uhr vollkommen hinterher hinke und statt Brotteig zu kneten draussen mit der Nachbarin schwatze, bringe ich doch tatsächlich das eine oder andere zustande. Kind1 wird diese Nacht in frisch gewaschener Bettwäsche schlafen, jedes Zimmer ist gelüftet, die Betten ordentlich gemacht (was für ein Anblick!) und statt der geplanten 5 Minuten räume ich etwa 10 Minuten in jedem Kinderzimmer Sachen weg und um. Der Rest muss warten. Tut er auch.
Ich könnte nicht behaupten, dass alles glänzt und prunkt. Aber als an sich ordnungsliebende Seele fühle ich mich sofort um ein gutes Dutzend Glücks-Koeffizient besser.
Zum Mittagessen werden Kartoffeln geschält, gekocht und zu Stock passiert, und das gute Gemüse, das Herr Kirschkernzeit samstags kurz vor Ladenschluss gekauft hat, endet in einem grossen Topf Ratatouille (Nicht unbedingt saisongerecht, ich weiss. Aber man nimmt, was man hat.). Hinterher sieht die kurz zuvor geputzte Küche aus wie nach 7 Tagen Junggesellendasein. Ein nimmermüder Kreislauf, dem ich wohl niemals Herr werden kann.
Nachmittag
Ich spüre schnell, dass heute mal wieder so ein Tag sein wird; draussen absolut grau und frustrierend, drinnen voller Arbeit und einer kleinen Horde irgendwie unentschlossener Kinder. Obwohl diese Horde recht klein ausfällt schlussendlich, weil Kind1 und Kind2 nach ihren Hausaufgaben beschliessen, sich einen Weg durch den Herbstnebel zu bahnen und drüben auf dem Skaterpark gleich um die Ecke ein paar Runden zu drehen. Eine ganze Menge Runden sogar, wie sich herausstellt, so viele, wie 2 Stunden Scooterfahren nur fassen können. Ich bin glücklich darüber. Froh, zu sehen, dass sie sich ihr Glück selber schmieden, dass sie auf diese Weise ein bisschen Luft haben für sich und ganz unter Jungs (Mädchen sieht man nur selten dort), abseits vom Familiengewusel, ausser Reichweite von Mamas guten Ohren und ihrem abwägenden Blick. Ich merke immer wieder, wie gut ihnen das tut. Das Freisein in einem sorgfältig gewählten, in gewisser Weise für mich noch immer überschaubaren Rahmen. Kind1 vor allem, der nun 12 ist und immer weiter hinauswächst aus meinem Glucken-Schwingen-Bereich. Die Veränderungen sind langsam aber stetig, und ich habe das Gefühl, in diesem Tempo, mit immer wieder kleinen, weiter gesteckten Frei-Zonen, fällt es mir leichter, Schritt zu halten, als wenn ich ihn zurückhalten will und dann eines Tages buchstäblich überrannt werde von seinen Teenager-Sprüngen.
Die Mädchen und ich machen es uns derweil gemütlich, suchen nach Inspirationen in meinen Bastel-Büchern, trommeln auf alten Dosen und wirbeln auch sonst allerlei Staub auf. In der Küche zum Beispiel, wo aus den geplanten Zuckerkringeln eben Zuckertaler werden, weil irgendwie 2 statt nur 1 Ei im Teig landen und der zum Ausstechen dann viel zu klebrig wird. Aber das spielt ohnehin keine Rolle mehr; die Kinder -mit Einbruch der Dunkelheit kehren auch meine Jungens wieder nach Hause zurück- sind alle plötzlich viel zu erschöpft von ihrem Tagwerk, um auch noch Plätzchen mit zu formen…
Abend
Und so endet dieser Tag mit einem vollen Teller bunter Zuckerkekse zum Abendbrot und einer Tasse von diesem herrlichen, leicht würzigen Kakao, den ich -liebevoll verpackt, zusammen mit einem wunderhübschen Stickdeckchen und einem duftenden Lavendelsäcklein- ganz überraschend von der Strick-Juwelen-Gewinnerin Daniela geschenkt bekommen habe. Ein süsser Moment, wie wir mampfen und schlürfen und der Tag verblasst. Er lässt mich fast vergessen, dass der Löwenteil auf meiner To-do-Liste noch immer kein Häkchen bekommen hat, dass das Brot noch bis in die Nacht hinein vor sich hinbacken wird (von wegen Timing *hüstel*), ich den Kindern eigentlich die Haare waschen wollte, dass die Hosen von Kind2 heute ungestopft bleiben, mit viel zu langen Hosenbeinen, 2 Zainen schrankfertiger Wäsche bereits seit 4 Tagen auf mich warten, die letzten Osterglocken unbedingt noch diese Woche gesetzt werden müssen und… und… und… Aber hey, first things first. Und Kekse und Nachtschlaf haben heute einfach Vorrang. Frau Kirschkernzeit fällt nämlich, kaum hat sie die letzte Seite von Miss Harriets Abenteuer-Reise erzählt, den Kindern gute Nacht gewünscht und die Kleine mit sich ins grosse Bett unter die warme Decke gemummelt, sofort in tiefen Schlaf (dabei wollte sie doch so gerne noch stricken). Vielleicht nicht der Schlaf des Gerechten… aber ganz bestimmt der Schlaf einer rechtschaffen Erschöpften.