Wie friedlich es ist… war…
Die letzten paar Tage gehörten nur uns dreien, meinen beiden Mädchenkindern und mir. Die Männer des Hauses genossen die Sommersonne, Wildnis und Rauheit auf der anderen Seite der Schweizer Berge und wir drei Damen, wir machten es uns daheim gemütlich, nach allen Regeln der Kunst, lullten uns ein ins süsse Nichtstun, in friedliche Ruhe und in alle möglichen kleinen, feinen Projekte, die sich über unsere Tage verteilten wie wilder Mohn im Kornfeld; grobwürfig, kostbar, einfach und schön...
Wir verbummelten die Abende (die Nächte schon fast) und verschliefen unsere Morgen. Wir verstecken uns drinnen vor den glühend heissen Sommertagen (34 Grad! Gewaltig!), tauchten ab in unsere eigene, heile, stille Welt voller Geschichten, Kuschelstunden und Versteckenspielen in allen Zimmern des Hauses. Und abends stellten wir den Rasensprenger an im Garten, gossen Blumen und Tomaten und rannten durch Vorhänge von Tropfen über das gelb gebrannte Gras.
Es gab Berge von belegten Broten, Mousse au Chocolat -nur für uns drei- mit den nestfrischen Eiern vom Bio-Hof und sandtrockene Brownies, die zu lange im Ofen waren. Wir räumten um, auf, aus. Die Wohnzimmer-Regale und -schubladen. Alle. Ausnahmslos. Und -nach dem Aussortieren und Putzen- wieder ein. Diesmal aber schon sehr viel weniger und nur wirklich geliebte Dinge, mit einem ganz wunderbaren, befreiten, puren Gefühl.
Manche Stunden gehörten unserer kreativen Schöpferseite, mit Schere, Papier und ModPodge, manche Stunden verlangten mehr nach Tierarzt-Koffer und Höhlenbett. Und manche Stunden waren so schnell verstrichen… ohne dass ich mich erinnern könnte, wie oder womit.
Süsse Tage, verzauberte Tage, gemächlich, zeit-los, rahmen-los, losgelöst von allem, was den Alltag ins Korsett legt.
Ich glaube nicht, dass ich sehr viel Zeit für mich hatte. Da war einfach kein Platz für einsame Stunden auf dem Sofa mit Strickzeug und Eiskaffee, denn ob zwei oder vier; Kinder suchen einem, und sie finden, immer, das weiss ich, das will ich vielleicht auch gar nicht anders, wer weiss das schon so genau… Aber obwohl Frei-Räume fehlten für mich, fühlte ich mich trotzdem irgendwie frei. Und gelöst. Leichter, netter, mehr zentriert und … irgendwie angekommen -mal wieder- da wo ich bin, da wo ich hingehöre. Hier.
Erstaunlich, was ein paar Tage ausserhalb des gewohnten Rahmens so mit einem machen können… Aber vielleicht war es auch nur das Mousse au Chocolat.
Heute kehren sie nach Hause zurück, unsere Männer. Das Damentrio löst sich auf und wird wieder zu der grossen, lauten, ein klein wenig verrückten Familie, als die wir gedacht sind. Mit Ecken und Kanten und anderen liebenswerten Eigenheiten.
Das Haus wird sich füllen, die Ordnung sich zerstreuen -in Windeseile sogar, oh ja!- die Stille wird gebrochen werden und mein Tages-Rythmus erneut ins Rollen kommen, mit mehr oder weniger fixen Essenszeiten, Ämtli-Plan, mit neuen Wäschetürmen und Gute-Nacht-Ritualen.
Ich freue mich darauf. Ja.
Und ich möchte mir ein klein wenig dieser inneren Ruhe und Gelassenheit bewahren, die jetzt noch in mir und über allem liegt, so gut es eben geht, sie miteinflechten in meinen Alltag als Mutter von vieren. Denn das wünsche ich mir, von ganzem Herzen. Eine Mutter zu sein, die kräftig, gesund und genährt genug ist, dass sie selber Kraft, Trost und Nahrung schenken kann. Geben, weil man empfangen hat, reich ist, erfüllt, gesegnet. Ich möchte aus dem Vollen schöpfen.