Ich hatte mir da ein Ziel gesetzt; ein Projekt (mindestens, hatte ich gedacht) pro Craft-Buch in meiner Sammlung. Ja, ich hatte da diese an sich gar nicht so üble Idee und eigentlich auch eine gehörige Portion Optimismus und Schaffensdrang- anfangs. Aber wie wohl so oft bei guten Vorsätzen -ob zu Neujahr oder nach Osterschoko-Orgien- man wird so leicht lahm und schwach und all das Gute, Energie-Reiche, das zu Beginn durch unsre Adern floss wird wieder genauso träge wie zuvor. Der Alltag holt einem immer ein, mitsamt den breit getretenen Mustern, in denen wir laufen. Kirschkernzeit in Alltags-Version ist -an dem Punkt, an dem, ich stehe, mit Baby und Stillzeit und all dem- nicht wirklich ein Näh-Atelier. Und auch keine Strickerei. Die Projekte tröpfeln bisweilen, manchmal geraten sie ins Stocken, bleiben auf der Strecke, während das Leben an ihnen vorbeirauscht, in voller Fahrt… Mein Vorsatz Nr. 6 jedenfalls, der ruckelt bloss noch so dahin nach seinem Schnellstart. Aber immerhin, er kommt voran. In quasi-stationären Schrittchen.
Dass Projekt #6 kein Wahnsinns-Werk sein würde, war klar. Sogar ich verstehe das, wenngleich mich schon ab und zu mal die Ungeduld packt, weil ich gerne mal wieder richtig arbeiten würde, an einem Quilt, die über Puppendecken-Grösse hinausgeht, an etwas, das fantasievollere Muster trägt als nur rechte und linke Maschen in möglichst unkomplizierten Abfolgen, an Sachen, die auch jemand nach Grösse 80 noch tragen kann -ich zum Beispiel… Aber wenn ich mit so was beginnen würde, wären Frust und Kapitulation schon vorprogrammiert. Und so soll es ja nicht enden…
Besser kleine Dinge, die überschaubar bleiben. Schuster bleib bei deinen Leisten. Besonders wenn es so schöne Leisten sind…
Der „Patchwork Scarf“ von Seite 41 in Jade Sims „Craft Hope“ war immer schon einer meiner Lieblinge. Inzwischen gibt es Patchwork-Schals an jeder Strassenecke, aber hier bei „Craft Hope“ bin ich ihnen zum ersten Mal begegnet. Mir gefällt die Schlichtheit, diese klaren Linien, die Liebe im Detail. Und ich mag es, wie etwas ganz Banales, Praktisches trotzdem so persönlich und einzigartig aussehen kann.
Vor allem aber mag ich, dass ich das alles in derart kurzer Zeit, vollkommen unkompliziert bekommen kann. *gierig guck*
Ich bin bei meiner Patchwork-Schal Version ein klein wenig aus der Reihe getanzt. Die Masse stimmen überhaupt nicht mehr überein und statt dem aufgeführten Leinen habe ich Stoffe aus meinem … ähm … Vorrats-Himalaja abgetragen: alles Streifen-Stoffe von Kaffe Fassett, die mich -ich mach jetzt ein bisschen Werbung, ja?- absolut begeistert haben. Sie sind nicht nur wunderschön mit ihren manchmal etwas unerwarteten Farb-Kombinationen in allen möglichen (meistens leicht abgetönten) Nuancen, sondern sie fallen auch ganz locker, lassen sich supergut crinkeln und zerknautschen, und -das Allerbeste- sie sind farbig gewebt, so dass man sie auch einlagig verwenden kann. Für mich ein Stoff, der wie geschaffen ist für Schals aller Art.
Der „Patchwork Scarf“ aus „Craft Hope“ besteht allerdings sowieso aus zwei Schichten, da wären auch einfach bedruckte Stoffe gut möglich (solange sie nicht kratzen oder besonders sperrig sind). Perfekt ist wiederum, dass Kaffe Fassetts Streifen Stoffe eher fein gewoben sind und einen schön anschmiegsamen, leichten Schal abgeben, der sich wirklich angenehm anfühlt auf der Haut, so als wäre er schon vorbereitet auf seine Aufgabe als Halsschmeichler…
Ich mochte ihn ja selber sehr gerne, meinen Kaffe-Fassett-Patchwork-Schal. Nachdem ich da diesen fabelhaften Schal- und Tuch-Binde-Guide entdeckt hatte (kostenlos zum selber-Herunterladen, ein echter Geheim-Tipp!) mochte ich ihn sogar noch lieber, denn jeztt weiss ich, selbst mit so schmalen, einfachen Schals wie meinem lässt sich noch jeden Menge anfangen… Aber es sollte wohl nicht sein: Eine meiner Schwestern hatte Geburtstag und ich diesen Anflug von Grossherzigkeit (hihi) und -schwupps!- war er schon eingepackt, mit einer dicken Rolle Binde-Anleitungen bestückt und weg.
Und ich wieder Schal-los. Dabei, schaut euch doch dieses Schmuddel-Wetter an da draussen! Kann man es überhaupt verantworten, bei diesem Wetter mit blossgelegtem Schlüsselbein vor die Tür zu gehen? Als vorbildliche Mutti von 4 sehr genau beobachtenden Kindern? Nein, nein, nein. Schokolade naschen heimlich nachts um zehn, okay, auch mal 2 Tafeln, wenn es sein muss, aber so was?
Ein Fall für Projekt #7, würde ich sagen. Ich geh dann mal und blätter mich mal durch meine Näh-Bücher-Reihen, wär‘ doch gelacht, wenn sich da nicht noch der eine oder andere neue Schal finden liesse…