Letzte Woche stand gleich zweimal Besuch vor der Türe- mit je einem grossen Korb frisch geernteter Johannisbeeren im Arm! (Wenn ich an die flinken Finger denke, die sie alle extra für mich abgelesen haben, wird mir noch immer ganz warm ums Herz… Schön, wenn man so freundliche Menschen um sich haben darf! )

Johannisbeeren… Es ist schon sonderbar, aber jedes Mal, wenn ich mir so ein kleines, granat-rotes Perlchen in den Mund stecke, muss ich an meine Oma seelig aus dem Toggenburg denken. Sie hatte ein wenig oberhalb des Hauses ihren Bauerngarten mit Gemüse, Blumen und ein paar grossen, dichten Beerensträuchern, und selbst als der Betrieb eingestellt wurde und sie zu alt war zum Gärtnern, die Johannisbeeren wurden pflichtbewusst abgelesen, Jahr für Jahr. Ich glaube, es waren meine ersten und einzigen Johannisbeeren überhaupt, bis wir vor 5 Jahren hier einzogen. Jetzt haben wir selber einen alten, ein bisschen launischen Strauch, der sich in diesem Jahr eine Beeren-Pause zu gönnen scheint, denn bis auf ein paar mickrige Früchtchen gab es bisher nicht viel zu ernten daran. Womit wir wieder beim Anfang dieses Posts angelangt sind: meinem Besuch mit zwei grossen Körben Johannisbeeren.

Ich finde, eine grosse Johannisbeer-Ernte zu verarbeiten ist nicht immer ganz einfach. So richtig lecker sind sie ja nicht in grossen Mengen, oder? Ein paar Beerchen hie und da zum Naschen und das-Gesicht-verziehen, ja, prima, aber als Tafel-Obst taugt die Johannisbeere nun ja wirklich nicht…
Dafür lässt sich herrliches Gelee daraus kochen, und das im Handumdrehen! Ich muss zugeben, zum ordentlichen Putzen von Johannisbeeren bin ich viel zu faul, darum überbrause ich sie nur kurz, zupfe die Blättchen ab -sofern ich sie erwische- und durchsuche alles nach eventuell verirrten Krabbeltierchen (was man allerdings lieber gründlich machen sollte: neulich fand ich eine Schnecke- allerdings erst im Kochtopf…). Die Stängel lasse ich einfach drin; sie werden ohnehin abgeseiht, nachdem die Beeren zu Saft zerkocht sind.

Das Gute beim Gelee-Kochen ist, dass es absolut keine Eile hat. Wenn ich nicht zum Einkochen komme, fülle ich den Saft nur kurz in saubere Glasflaschen, gebe vielleicht schon etwas Zucker (abwägen und notieren) dazu, damit er noch besser konserviert ist und stelle ihn dann in den Kühlschrank, wo er gut und gerne ein paar Tage bleiben kann, ohne dass er schlecht wird. Da fällt mir ein: Johannisbeer-Sirup wäre wohl auch einen Versuch wert… (Hat jemand da vielleicht Erfahrung?)

In diesem Jahr aber hatte ich jetzt plötzlich viel mehr Johannisbeeren als ich jemals Gelee essen könnte… Und so kam es, dass ein Teil der Beeren in die Tiefkühltruhe wanderte (wie gesagt; ich bin faul) und ein Teil seine Bestimmung im Backofen fand. In süssen, warmen, mit Puderzucker bestäubten…

Johannisbeer-Muffins
Zutaten:
- 220-280 Gramm Johannisbeeren (geputzt und gewaschen)
- 200 Gramm Mehl
- 50 Gramm Griess
- 2 Tl Backpulver
- 1 Tl Zimt (wenn man ihn mag)
- 2 Eier
- 150 Gramm Zucker (gerne auch gemischt brauner und weisser)
- 150 Gramm Butter, evtl. flüssig (aber ausgekühlt) oder einfach schön weich
- 200 Gramm Joghurt oder saure Sahne
- Puderzucker zum Drüberstäuben

Das muss man machen:
- den Backofen vorheizen auf 180 Grad
- das Mehl mit dem Griess, dem Backpulver und dem Zimt mischen
- die Eier mit dem Zucker und der Butter gut schaumig schlagen bis die Masse heller wird
- Joghurt oder saure Sahne dazumischen
- die mehlige Mischung zum Eier-Zucker-Butter-Gemisch geben und alles mit einer Kelle gut verrühren (Evtl. wird die Masse etwas flockig wegen dem Joghurt/der Sahne und der flüssigen Butter, das macht aber gar nichts!)
- die Johannisbeeren dazugeben und unterrühren
- ca. 18 Muffins-Förmchen auf 3/4 Höhe füllen und auf der mittleren Schiene ca. 25 Minuten backen (Die zeit variert ziemlich, je nach Einfüll-Höhe der Muffins und nach Ofenart! Bitte kontrolliert die Muffins nach 20 Minuten und lasst sie drin, bis sie leicht goldbraun geworden sind. Bei mir hat das auch schon 30 Minuten gedauert…)
- laurwarm essen oder ausgekühlt, auf jeden Fall aber mit Puderzucker bestäuben- das nimmt den Beerchen noch den letzten Rest Säure…
Dieses Rezept ist übrigens ein echtes Allround-Talent, müsst ihr wissen! Das Original stammt aus dem tollen Rezept-Band Coffee & Espresso , wo es mit Kirschen, Haferflocken und ein paar anderen Zutaten ganz herrliche Kirsch-Muffins hergibt! Mit meiner leicht abgewandelten Rezept-Version mache ich gerne Beeren-Muffins (im Winter auch mit abgetropfen Beeren aus dem Glas) oder Apfel-Muffins mit Apfelspalten. Aber fast jedes Obst könnte hier seinen grossen Auftritt haben. (Den Zimt lässt man je nachdem dann einfach weg.) Ich glaube, die Möglichkeiten sind hier praktisch endlos- oder so vielfältig wie der Inhalt unserer Obstschale *zwinker*

Ich hab gleich drei Blech Muffins gebacken und die meisten davon gleich selber gegessen. Unter anderem als süsses, schnelles Frühstück oder zum Kaffee… Muffins gehen immer, findet ihr nicht auch?
Ein paar davon kamen aber auch zu meinen fleissigen Beeren-Ablesern, zusammen mit einem Gläschen Johannisbeer-Gelee. Als kleines Dankeschön…