Die liebe Steffi hat natürlich Recht, wenn sie schreibt: „Liebe Bora, wie immer ist es schön, Deinen Post zu lesen. Aber ich bin sooo gespannt auf das lila Zimmer! Bitte mache uns bald einen schönen Post daraus, wir freuen uns schon alle darauf!“
Ich rede und rede davon, aber mein Post über unser neues, lila gestrichenes Schlafzimmer lässt jetzt schon drei volle Wochen (oder sogar schon länger?!) auf sich warten! Das geht natürlich gar nicht...
Darum, bevor das Leben wieder dazwischenfunkt und seine eigenen, scheinbar manchmal so schrecklich dringlichen Posts schreibt (*zwinker*), packe ich die Gelegenheit beim Schopf und mache mein Versprechen endlich mal wahr. Zumindest teilweise. Weil… ich befürchte, besonders viel Lila werdet ihr hier heute doch nicht zu Gesicht bekommen. Noch nicht. Bevor mein Zimmer nämlich lila wurde, war es ganz und gar weiss, und lag ganz zuoberst im dritten Stock eines unserer 2 Hausteile, mit eigenem Treppenhaus und eigener Haustür, eigener kleiner Küche und eigenem kleinen Bad. Um dorthin zu gelangen mussten wir früher einmal die Schuhe anziehen, durch die Haustür unsere Wohnung verlassen und gleich nebenan wieder zur anderen Haustüre rein.

Kompliziert, das Ganze, nicht? Aber so kann es gehen, wenn man ein uraltes Haus kauft. Mit vielen verwinkelten Ecken und einigem an Zimmerchen. Ursprünglich als Gesindehaus für eine Art… Fabrik gebaut, machte das natürlich Sinn. Für uns als Familie dann schon eher weniger… Und so kauften wir dieses Haus, das damals aus drei Wohneinheiten bestand, und begannen, es so umzugestalten, dass es passte für uns.

Ein paar Wände fielen, ein paar Durchgänge wurden geschlagen, Farben und Tapeten kamen dazu oder weg, Holzböden wurden verlegt, Deckbalken freigelegt, ein kleines WC entfernt, eine ganze Küche verschoben… und selbst nach 5 Jahren ist noch kein Ende in Sicht.

Aber das ist in Ordnung so. Vollkommen. Irgendwie ist das Umbauen zu einem Teil unseres Lebens geworden, einem Teil, der immer auch ein bisschen Spannung mit sich bringt und uns immer wieder daran erinnert, dass schlussendlich alles veränderlich ist- und es vor allem auch bleibt. Ich glaube, ich brauche diese Erinnerung mittlerweile fast schon…

Selbst nach so viele Jahren, in denen wir dieses Zuhause mit unseren eigenen Händen gestaltet haben (denn mein Mann macht wirklich praktisch alles ganz alleine, ausser beim Entfernen von Wänden, da beraten wir uns mit einem Statiker. Sicher ist sicher…), bin ich tief in meinem Herzen dankbar, zu wissen, dass wir dieses Daheim hier zwar behalten und beleben dürfen, so lange wir wollen… es aber niemals müssen. Diese Freiheit ist ungeheuer wichtig für mich, habe ich gemerkt.
Genauso wichtig aber ist es mir, dass dieses Haus niemals aufhört, sich an die Bedürfnisse seiner grossen und kleinen Bewohner anzupassen. Und wenn der Wunsch nach mehr Freiraum laut wird, dann möchte ich ihn nicht überhören…

Als Kind 1 sich in einem unserer allerwinzigsten Kämmerchen unter der Dachschräge sein Nest einrichtete, freute er sich sehr über diesen ersten „eigenen“ Raum, wo er seine Dinge unterbringen, sich sein Reich erschaffen konnte. Ich verstand das. Sehr gut sogar.
Als er sich aber mehr Platz wünschte, da verstand ich das genauso gut. Und Platz hatten wir ja. Eigentlich. Wir mussten ihn nur zugänglicher machen…
Also untersuchte mein Mann die Trennmauer im obersten Stock und fand tatsächlich einen Durchgang, der irgendwann im Laufe der Jahre einmal ganz simpel mit Backsteinen aufgefüllt worden war! Ein paar (naja, eher viele Paare!) an Steinen wurden wieder herausgepuhlt, und voilà: Eine neue Türe! (Die Bilder oben zeigen ein wenig, wie das so ging)
Dem neuen Kinderzimmer stand nichts mehr im Wege, und es machte uns allen viel Spass, Möbel zu verrücken, kleine Schätze zusammenzutragen und ein einfaches, aber schon bald innig geliebtes Reich zu erschaffen.

Ein Jungen-Zimmer. Voller Lego und dunklen, alten Möbeln, bestückt mit den Dingen, die meinem kleinen Räuber am Herzen lagen.

Was ich aber nicht bedacht hatte: Meine Kinder sind Herdentiere. Wir scheinen sogar eine ganze Familie von Herdentieren zu sein. Wo eines hingeht, da folgen ihm die anderen. Und schon bald versammelten sich alle meine drei Kinder für Stunden im neuen Reich. Manche blieben sogar über Nacht.

Und das gelbe Zimmer verwaiste.
Ich weiss, dass ich meine Kinder nicht festhalten kann. Ich weiss, dass ich es auch gar nicht soll. Aber… diese Art von Rückzug, war mir zutiefst unheimlich. Ich zuunterst in der Küche oder irgendwo im Haus, und sie alle drei ganz zuoberst im Haus, eingekreist von zwei Treppenhäusern mit zum Teil nicht ganz ungefährlichen Balstraden und ungeheuer tiefen, leich zu öffnenden Fenstern (okay, ich bin manchmal etwas überängstlich)… das war irgendwie einfach mehr, als mir lieb war. Zu viel Platz zwischen uns, macht mich einfach unruhig.

Also kam das Thema Kinderzimmer, nur gerade 10 Tage nach dem grossen Umzug der Räuberhöhle, von neuem auf den Tisch und wurde … ähm… ziemlich intensiv von uns allen durchdiskutiert. Es gab Widerstände, auch in mir, das muss ich zugeben. Denn bei aller Freude am Einrichten und Umgestalten: jede Veränderung nimmt auch ungeheuer viel Platz in Anspruch. Im Haus selber, aber auch im Alltagsgefüge und in der Seele eines jeden von uns. Nicht für alle Menschen sind Veränderungen leicht zu ertragen, denke ich. besonders bei Kinder beobachte ich öfters, dass da Ängste aufkommen, die manchmal heftiger sein können, als erwartet. Und wenigstens zwei meiner Kinder reagieren mitunter recht heftig darauf, wenn die Dinge sich verschieben…

Aber tief in meinem Innersten wusste ich, dass dieser erneute Wechsel gut für uns war. Auch für meine Kinder. Vielleicht sogar besonders für sie. Insbesondere für Kind1, das zwar immer wieder nach einer Nische für sich sucht, aber doch noch so viel Nähe und Geborgenheit braucht. Alleine zu schlafen zB. kann sich keines meiner Kinder vorstellen. Sobald es dunkel wird, suchen sie Nähe. Wie kleine Tiere. Oder wie… Menschen eben.

Wir beschlossen schliesslich, unser altes Familien-Schlafzimmer gleich neben dem gelben Kinderzimmer, in dem immer Platz war für jeden, der sich mit-einkuscheln wollte, zu räumen. Anstelle des riesengrossen Matratzenlagers für alle, ein Raum für zwei heranwachsende Brüder, die sich ungern trennen, und doch immer wieder eine Ecke ganz für sich suchen. Ein gelbes Spielzimmer verbunden mit einem Brüderschlafzimmer.
Und oben unter dem Dach ein echtes Eltern-Kleinkind-Schlafzimmer. Für uns zum ersten Mal, seit wir Eltern sind…

Spannend.
Und der Anfang unseres lila Zimmers…