Braun in allen Schattierungen, vor allem in den dunklen, schokoladigeren (wen wundert’s, hihi) ist schon lange, lange eine meiner absoluten Lieblings-Farben. Ich mag auch Grün unheimlich gerne, und Beerentöne, und bei Wasser-Farben, so schön Unterwassermeerjungfrauenblaugrün werde ich auch sofort schwach. Aber Braun… Braun ist einfach eine Herzensangelegenheit. Braun ist sinnlich, warm, erdverbunden. Braun ist Standhaftigkeit, Treue und Bescheidenheit. Braun ist Zufriedenheit und Wärme. Braun ist… für mich die Mutter unter den Farben; weich, sanft, sicher und warm umschliessend. Wenn ich Kleider oder Wolle für mich kaufe, dann zieht es mich meistens zu den braunen Farb-Tönen hin, und selbst wenn ich schlussendlich kein reines Braun wähle, haben die meisten Farben, die ich wähle, ein klitzekleines bisschen Braun drin, das sie sanft abtönt und erdiger wirken lassen. Ich finde, Braun steht einfach jedem, vom neugeborenen Baby bis zur alten, grauhaarigen Lady (Man muss nur den richtigen Ton finden). Männer wirken männlich und archaisch, Frauen schön und weiblich, Kinder wild und frei und Babys sehen darin aus wie kleine Kobolde oder Teddybärchen…
Im Moment hülle ich mich ganz besonders gerne in braune Kleidungsstücke. Wahrscheinlich weil es mich so schön an einen dicken, weichen Bärenpelz erinnert, in dem man sich so herrlich verkriechen könnte. Ein Bärenpelz in Bärenhöhlenzeiten wie diesen hat einfach so etwas Seelenschmeichlerisches.
Und ich habe ja im Grunde auch fast so etwas wie einen kleinen Bärenpelz …
… meine gute alte Shalom, die nach einem ähm… Zwischenfall in der Waschmaschine eine Mutation zur Walk-Jacke durchmachte und jetzt zwar ein ganzes Stückchen kürzer und figurbetonter geworden ist, dafür aber auch einfach herrlich mollig warm und anschmiegsam wie eine zweite Haut. Wenn ich ganz ehrlich bin, dann mag ich sie so fast noch lieber als vorher. Da hing sie mir einfach immer ein bisschen wie ein Sack von den Schultern, und weil ich ziemlich viele Maschen zusätzlich angeschlagen habe damals, fiel der Hals-Ausschnitt sehr weit aus und schlotterte mir immerzu den Rücken hinunter. So richtig wohl gefühlt habe ich mich eigentlich nie in ihr. Dafür aber jetzt, nach diesem halbwegs bewusst herbei geführten kleinen „Unfall“. Jetzt trage ich sie nämlich dankbar bei fast bei jedem Gang vor die Haustüre… und auch drinnen, wenn mich wieder ein arger Schlotter-Anfall überwältigt, bei dem nur noch das hardcore Woll-Programm hilft: dicke Wollsocken, Strickjacke, Wolldecke und eine Tasse dampfend heisser Tee.
Draussen ist es aber auch arg kälter geworden. Die Bäume und Büsche strecken ihre nackten Äste gegen den Himmel und unten auf dem Boden liegen dicke Teppiche rostbrauner, gewellter Blätter. Jeder Schritt raschelt himmlisch und beim Gehen fühlt man sich fast, als würde man auf Wattebäuschen laufen. Ich liebe diese Phase ganz besonders, diese kurze Zeit, in der der Laubboden noch luftig und locker daliegt und beim Gehen aufwirbelt, knistert und knuspert und irgendwie… fast lebendig erscheint.
Die Natur scheint meine Liebe zu Braun zu teilen. Im Moment zumindest: Wo früher alles grünte und blühte, bleibt jetzt eine braune Kruste zurück. Die Felder liegen brach, und da und dort türmen sich dicke, erdige Zuckerrüben, die darauf warten, abgeholt und zu weissem, rieselnden Zucker verarbeitet zu werden. Spannend eigentlich, dass so vieles bräunlich wäre, würden wie es naturbelassen verwenden: Leinen, manche Woll-Sorten, Zucker, Mehl … Bis wir bunte oder so richtig blendend weisse Wäsche-Stücke in den Händen halten, und weisse, weiche Brötchen oder hellen Rieselzucker, kommt nochmals ein ganzes Stück Extra-Arbeit zusammen, die genau genommen ja gar nicht sein müsste… Eigentlich sonderbar, dass wir Menschen im Laufe der Zeit eine solche Vorliebe für Weiss entwickelt haben, nicht? Aber andererseits: Ich will nicht leugnen, dass ich so ein herrlich knuspriges, frischgebackenes Gipfeli aus völlig vitaminlosem Weissmehl doch sehr zu schätzen weiss. So ab und zu…
Aber am liebsten sind mir doch noch immer die Dinge, die uns direkt von der Natur geschenkt werden (Mit ein wenig Nachdruck menschlicherseits allerdings). So wie das grosse Glas marokkanischer Bienenhonig, das mir meine Mama heute aus Gibraltar nach Hause gebracht hat. Der Honig ist tiefbraun, fast schwarz, zäh und klebrig und unheimlich schön süss. Man schmeckt sofort die Honigwaben, und ich muss unweigerlich an die vielen kleinen Krabbeltierchen denken, die so lange und so hart für diesen Honig geschuftet haben, an den Sommer und das Gesumm über den Blütenkelchen und ein bisschen denke ich auch an JenMun(a), die Marokko so sehr liebt und tausenmal besser kennt als ich, die ich noch nie auch nur einen Fuss auf dieses Land gesetzt habe…
Honig wie dieser, so natürlich und unverfälscht, wärmt mich allein durch seinen süssen, authentischen Geschmack. Ein Geschmack, der mich ein wenig an meinen Traum erinnert. Meinen kleinen und doch so grossen Traum vom Leben abseits. Mit einem grossen Garten, mit Bäumen um mich herum, mit Schafen, einer Katze, vielleicht einem Hund für meine Kinder und – wer weiss- vielleicht auch mit einem Schwarm Bienen für mein ganz eigenes Glas Bienenhonig…
Dieser alte Milchkrug vom Trödler erinnert mich immer an diesen Traum. Er sieht aus, als hätte er früher einmal beim Znüni auf einem grossen, zerkratzten Bauerntisch gestanden und frische, heisse Milch für eine ganze Schar hungriger Bewohner bereit gehalten. Ich kann die weissen Dampfwölkchen direkt vor mir sehen, die über den Tassen schweben. Und den Geruch von frisch gebackenem Brot und Landjäger und Milchkaffee, so warm und süss, wie in meine Oma früher auf ihrem Hof immer machte. Hach, süsse Kinderheits-Erinnerungen. Wahrscheinlich meilenweit an der Realität vorbei idealisiert. Aber gerade deshalb einfach unbezahlbar.
Unbezahlbar ist für mich auch diese schlichte Herbst-Girlande. Sie ist eines jener Stücke, an dem ich wirklich mit einer grossen inneren Freude gearbeitet habe, völlig ohne mich selber unter Druck zu setzen und neugierig, wie alles zum Schluss wohl herauskommen würde. Meine Herbst-Girlande, genauso braun und erdig, wie ich es liebe. Warm und schlicht und irgendwie einfach… meins. Braun ist wirklich eine Herzens-Angelegenheit für mich. Genau wie mein Traum vom Landleben und meine Sehnsucht nach Einfachheit und Klarheit und einem Ort, an dem ich mich einmal von ganzem Herzen zuhause fühlen kann.
Vielleicht mag ich darum auch so gerne unbemalte Töpfer-Arbeiten? Weil sie mich an all das erinnern? An das Unverfälschte und Echte. Und an die Art Kreativität, die von innen heraus kommt, sich aber sofort ein Ziel sucht, das ihr sinn-voll erscheint. Kreativität weniger als Kunstform, sondern vielmehr als Lebens-Notwendigkeit, als Arbeit mit Flair und Liebe zum Detail…
Solche Dinge liebe ich ganz besondes. Dinge, die man benutzen kann, die einem helfen, ein bisschen Ordnung und System in den Alltag zu bringen, aber gleichzeitig auch Schönheit und Persönlichkeit ausstrahlen. Im Brocki halte ich immer Ausschau nach solchen Stücken. Nach handgetöpferten Schalen, nach bemalten Holzkisten und handgarvierten Kristallgläsern. Und natürlich verehre ich die Dinge, die liebe Menschen extra für mich er-arbeitet haben! So wie die kleine Blumenvase, die Kind1 bei der Töpferin selber getont, sorgfältig glasiert und mir dann voller Stolz überreicht hat. Ein echter Schatz für mich. Das Kind und sein Werk.
Mit meinen eigenen Kreationen bin ich immer ein bisschen zurückhaltender, was Stolz-Gefühle angeht. Aber ja, ich freue mich, wenn etwas fertig wird, wenn es klappt und nach all der Zeit nicht nur ein frohes Gefühl, sondern auch eine nette Kleinigkeit zum in den Händen halten und bewundern übrig bleibt. An meinem kleinen braunen Vögelchen (das ich damals begonnen hab) habe ich eigentlich gar nicht so lange gearbeitet. Aber das dann dafür verteilt über viele Tage *lach*. Eine kleine, feine Arbeit, die nicht sonderlich viel Können und Konzentration verlangt, aber trotzdem viel Freude macht, wenn sie fertig ist. Mein kleiner Birdie2 ganz in Herbstlaub-Braun…
Ein bisschen Gesellschaft für Birdie 1 und den knuffigen Filz-Zwerg, den mir meine Mama im letzten Jahr gefilzt hat. Ich liebe dieses verstrubbelte Team! Ein bisschen schief und zerzaust überall, aber guter Dinge und genauso fröhlich, wie ich mir drei so dicke Freunde unterwegs im herbstlich kühlen Wald so vorstelle.