Normalerweise mag ich Gelb nicht so sehr.
Meine Lieblingsfarben sind Grün bis Blau in allen Schattierungen und Verbindungen, Violett-Lila-Töne und Bordeaux-Rot. Ganz, ganz hinten in der Skala stehen Lachsrosa (iiiiik!), reines Mint, Orange und, ja, Gelb. Gelb ist mir einfach… fremd irgendwie. Mir scheint, keine meiner Persönlichkeits-Facetten liesse sich in irgendeiner Weise mit Gelb in Verbindung bringen. Gelb ist sonnig und heiter und sorglos.
Und das bin ich nicht.
Andererseits verfalle ich in verzücktes Schweigen beim Anblick eines leuchtend gelben Osterglocken-Beetes im Frühjahr, das warme Gelb eines Vanille-Puddings hat so was wunderbar Tröstliches und wenn ein gelb-schwarzer Schwalbenschwanz im Sommer an mir vorbeiflattert, ist es ohnehin um mich geschehen…
Ich weiss schon, was ihr denkt: Jede Farbe ist schön.
Jede auf ihre Art und in ihrem Umfeld.
Und, wisst ihr was?
Ihr habt mal wieder vollkommen recht!
Machen wir uns also auf die Suche nach Gelb, so wie es mich heute begleitet hat…
… Sonnengelb im Pullover, meinem allerersten selbstgestrickten Kinderpullover,
aus dicker, wirklich dicker Wolle, gestrickt damals vor zweieinhalb Jahren,
als Kind2 noch genauso klein und anschmiegsam war wie mein Mädchen heute…
…an meiner Wohnzimmer-Wand: Narzissengelb in einem Blütenmeer,
gemalt an einem wunderbaren Ausdrucksmal-Kurs-Tag im Jahr 2004,
einem jener kostbaren Tage, in denen nichts zählt ausser dem,
was sich auftut in einem selbst…
… zartes Vanillegelb in Form der getrockneten Rosen und Ranunkeln,
und für mich getrocknet habe…
…Mattgelb, wie geschälte Kartoffeln für eine echt schweizerische Rösti
mit Zwiebeln und Käse zum Zmittag (= Mittagessen)…
…krakeliges Maisgelb von der Uri-Flagge meines grossen Jungen.
Schon so wild und rege benutzt (in brüderlichen Ritterturnieren)
dass die Gebrauchs-Spuren nicht mehr zu übersehen sind.
Geliebt wird sie trotzdem…
… das verlässliche Quietsche-Entchen-Gelb unserer Kaffee-Dose
aus dem schier unerschöpflichen Fundus meiner Mama,
die früher einmal begeisterte Tupperware-Partyianerin war.
Ich habe mich von vielen ihrer Dosen wieder getrennt, aber die gelbe
Kaffeedose blieb bisher verschont. Aus Nostalgie?
Aus Bequemlichkeit? Aus Mangel an Alternativen? Wer weiss…
…Funkelsterne-Gelb, auf einer gemeinschaftlichen Spielerei von mir und Kind2.
Ich bin hingerissen vom tintenblauen Nachthimmel, den er gemalt hat!
Geheimnisvoll, bewegt, schwarzblau und überall
unsere leuchtenden Collage-Sterne darauf verstreut…
… das Gelb des jungen Huflattichs diese Woche in meinem
…das satte Goldgelb eines alten Saris aus der Zeit als ich zum ersten Mal
Mutter wurde, und meinem Baby im Claro-Laden zwei gelbe Saris kaufte,
als Vorhänge, weil mir das goldene Licht so gefiel das sie ins Zimmer warfen.
Heute -nach Jahren in der Mottenkiste- wurden sie wiederentdeckt
und mit einem kleinen Freudenschrei von meinem stoff-verliebten,
kleinen Mädchen adoptiert…
…und dann das wahrscheinlich allerwichtigste Gelb für mich zur Zeit: Das Vanillesonnenmaisnarzissengelb, das diese Tage an unseren Mal-Pinseln klebt und mich so, so, so unerwartet froh macht!
Mehr davon baldigst…