
Diese Fotos sind alt. Juli-alt. Aus einem Sommer, der sich nun definitiv zu verabschieden scheint. Mit dem September kommen Herbstlichttage, ja, das vielleicht, aber die üppige, schwelgerische Wärme und Fülle des Sommers, die verblasst. Mit jedem neuen Morgen ein bisschen mehr.
Ich weiss nicht genau, wieso ich so wehmütig bin. So nostalgisch. Von „guten alten Tagen“ spreche, zu mir selbst zumeist, aber ihr, die ihr hier mitlest, bekommt gerade auch eine ordentliche Portion dieser schwermütigen Sommer-Sehnsucht ab, ich weiss. Es ist nicht so, dass ich den Herbst nicht mag. Ich vermisse nur irgendetwas. Irgendwas zutiefst… Sommerliches. Leider weiss ich nicht recht, was es ist.
Heute blieb mein Kindergartenmädchen zuhause. Genau wie gestern. Sie quält sich mit Bauchschmerzen, die attackenweise kommen, ihr die Tränen über die Backen kullern lassen- und dann wieder gehen. Manchmal schläft sie. Manchmal spielt und lacht sie, als wäre alles in bester Ordnung. Sie isst und trinkt. Oder liegt matt und traurig auf dem Sofa und rührt keinen Bissen an. „Ich wünsche mir, ich hätte nie mehr Bauchweh.“
Um ehrlich zu sein; ich bin ein wenig ratlos. Es wirkt nicht dramatisch schlimm, das Ganze, aber auch nicht wie etwas, was man in den Kindergarten mitnehmen sollte. Ruhe, ganz viel freie Zeit, Tee, wenn sie mag und so viele Knuddels und Vorlese-Zeiten, wie sie mir möglich sind- ich glaube, mit dieser Medizin kommen wir momentan am weitesten. Und wenn es Montag nicht besser sein sollte, möchte ich, dass der Arzt sich das Kind mal genauer ansieht.
Ich selber bin gerade sehr müde. Diese Woche konnte ich bisher keinen einzigen Abend die Augen länger offen halten als bis zum Ausschalten der Kinderzimmerlampe. Und all meine schönen Pläne von nachmittäglichem Kuchenbacken, Gartenbeete-Aufräumen, Herbst-Socken- oder Babysachen-Stricken verloren sich zwischen weissen Bettlaken oder Sofadecken, weil ich meine Nachmittage mehr verschlief, verdöste oder ziellos vertrödelte als mich um die Dinge zu kümmern, die ich mir eigentlich als Aktiv-Wohlfühl-Programm vorgenommen hatte. Einmal musste sogar Netflix als Babysitter herhalten. Ich brauchte so wahnsinnig dringend eine Runde Schlaf. Mitten am hellichten Nachmittag.
Heute fühle ich mich allerdings nicht schlecht. So gut wie ausgeruht, würde ich sogar sagen. Wäre mein dicker Bauch nicht immer im Weg und mein linker Fuss, der die 15 zusätzlichen Kilo scheinbar nicht mehr recht zu tragen vermag, würde beim Gehen und Bücken nicht so fies zwicken und zwacken, dann wäre ich wohl jetzt der Putz-Derwisch des Hauses und könnte mich in ein paar Stunden über ein paar hübsche Örtchen im Haus freuen. So aber werde ich mich wohl hinsetzen, die Kinder und mich bereits zum 2. Mal in dieser Woche mit Peppa Wutz berieseln lassen und dabei dann doch noch -endlich- zu meinem Strickzeug greifen.
Natürlich, ich könnte auch Bilderbücher erzählen, ein, zwei Runden Memory spielen, den Nachmittag irgendwie pädagogisch sinn- und wertvoll mit ihnen verbringen… aber ganz ehrlich; mir ist einfach nicht danach. Heute ist ein Filme-guck-Tag. Ein wir-machen-jetzt-einfach-mal-gar-nix-Tag. Das muss jetzt einfach sein.
Und diese herrlich aktiven Sommer-Tage, an denen ich scheinbar endlos Energie und Zeit aufbrachte, um meine Näh-Kommode zu entrümplen und gleichzeitig diese süsse, bunte, kleine Wimpel-Girlande als Last-Minute-Einweihungs-Geschenk für meine Schwester A. zu zaubern, so quasi aus dem Stehgreif und an einem einzigen, wonnig-sonnigen Sommerferienmorgen… Diese Tage kommen zwar auch nicht wieder. Aber ähnliche. Solche, die mindestens so elanreich und schwungvoll sein werden. Wo ich elanreich und schwungvoll sein, Kraft verspüren und ganz viel Lust auf alles haben werde.
Alles hat seine Zeit.
Gestern.
Heute.
Morgen.
Auch übermorgen.
Oder so.